Laute Post

 

Vielleicht stimmt es ja. Vielleicht ist Herr Drosten nur ein Influencer unter vielen. Ins Labor geht er jeden Dienstag. Ansonsten macht er Werbung für Shampoo, coole Kittel und zweifelhafte Tortendiagramme. Ganz wie bei Herrn Lauterbach. Sein Sponsor für die Fliege am Mann ist offenbar abgesprungen. Corona. Jetzt promotet er den offenen Hemdkragen. Nude heißt das. Gibt’s auch als Makeup für die Damen Priesemann und Ciesek. Es wird auch von einem Deal mit einem süddeutschen Strickwarenfabrikanten gemunkelt. Der mit dem exotischen Affen und der teutschen Belegschaft.  

 

Dienstags macht Lauterbach SPD-Sachen. Eigentlich wäre ihm Mittwoch lieber gewesen wegen Tischtennis. Aber der Christian  - die DUZEN sich! -  hat nur mittwochs Zeit zum Telefonieren. Macht nichts, der Karl hat sich jetzt im Trampolin-Verein Köln Ostwest angemeldet. Immer donnerstags. Scheint Trend zu werden das Hochspringen. Sogar bei Frauen. Den Freitag hält er sich frei für Bill. Der hat sich aber noch nicht gemeldet. Muss jetzt wahrscheinlich viel mit Melinda besprechen.

 

Vielleicht stimmt es ja. Vielleicht ist die Welt ein Marktplatz. Nichts sonst. Wie im Mittelalter am Kölner Dom. Da wurden echte Dinge verkauft. Was zum Essen und Trinken. Vor allem aber wurde jede Menge Fake verhökert. Vorneweg die heiligen drei Könige. Deren angeblichen Gebeine wurden vom damaligen Kölner Erzbischof von Mailand nach Köln geschafft. Ein gewiefter Geschäftsmann, der Oberpfaffe, muss man schon sagen.

 

Nur wegen der Skelette sind schließlich die Leute gekommen. Von nah und von fern. Nach der beschwerlichen Reise hatten die Pilger ordentlich Hunger und Durst. So wurde bald nicht nur der Grundstein für den gotischen Dom gelegt. Auch die schöne Tradition in der katholischen Kirche wurde besiegelt, Leichen im Keller zu stapeln und in den oberen Stockwerken Macht und Geld zu horten. Dass die heiligen drei Könige auch Vorbild für das Kölner Dreigestirn im Karneval sind, scheint aber ein Gerücht zu sein.

 

Schon eigenartig, dass die Kriminalgeschichte des Christentums* nicht zu einer schaurigen Verschwörungstheorie geworden ist. Stoff gäb’s wahrlich genug. Stattdessen muss immer noch eine religiöse Minderheit dafür herhalten.

 

Vielleicht ist das so auf dem Jahrmarkt des Lebens. Wer nichts Gescheites zu verkaufen hat, muss sich was anderes ausdenken. Am besten laufen die total verrückten Ideen: Seelenheil, Reptilienmenschen, Chemtrails. Oder allgemein die Beeinflussung des Weltenlaufs durch das ständige Wiederholen formelhafter Sätze. Noch besser gehen die verrückten Ideen nur, wenn sie zusätzlich bösartig sind.

 

Ich rufe jetzt mal Herrn Lauterbach an und biete ihm Chips an. Winzig kleine, aber Bio mit Salz aus Atlantis. Sonntags hat der bestimmt eine Minute.

 

 

 

 

 

*Werk von Karlheinz Deschner, letzter Band erschienen 2013

 

Foto Susanne Hammerschmidt, Mexiko

 

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