Unterschiede

Ich bin empört. Im Fußball wird jetzt auf die soziale Herkunft der Spieler verwiesen. Später hab ich nachgedacht. Also versucht. Das soll bei Empörung helfen. Scheint mir aber nicht flächendeckend wirksam. Weil das Denken allgemein überschätzt wird? Weil Empörung so schön ist? Ich weiß es nicht.

 

Nur weil ich hier manchmal rumschwadroniere und dann sozusagen schwarz auf weiß Zeug da steht, muss das überhaupt nicht stimmen. Hin und wieder sage ich auch absichtlich, fahrlässig und aus tiefsitzender Bosheit falsche Sachen. Das ist ein geheimer Hinweis, dass nur wahr ist, was im Duden steht, von der ARD gesagt oder von Suhrkamp verlegt wird.

 

Aber wir waren bei der EM und ihren „Unterschichtsspielern“. Und beim zweiten Blick auf die Angelegenheit. Ich bin schließlich ein Mensch mit einem Quantum Resthoffnung und komme vom Land. Das mit der bescheidenen Herkunft bei z.B. Lamine Jamal heißt ja nur, dass er eine unglaubliche Karriere hinlegt. Ausstiegsklausel beim Vertrag mit dem FC Barcelona: 1 Milliarde Euro. Eine Erfolgsgeschichte also. Respekt. Kein Mobbing.

 

Es sei denn, der marokkanische Vater und die äquatorialguineische Mutter sind hochkarätige Diplomaten und haben im Ruhestand eine Bleibe im Umland von Barcelona gesucht. Oder es war was im Badewasser vor 17 Jahren. Als Messi Jamal für ein Foto gebadet hat. Oder Messi hat ihm irgendwie energetisch was mitgegeben. Aber das ist Asterix, nicht Denken im eigentlichen Sinne.

 

Vor der Empörung und vor der Jonglage im Kopf muss man aber genau hinhören. Was wäre ich ohne meine Freundinnen. Ok, neues Wort: UnterSCHIEDSspieler, UNTERSCHIEDSspieler, UNTERSCHIEDSSPIELER. Wir verstehen leider nur, was wir schon kennen. So ein funkelnagelneuer Begriff muss bitteschön großflächig eingeführt werden. Mit ordentlich Marketing. Wie für eine neue Pizzasorte. Mit sagen wir mal dunkler Schokolade als Belag, 98 % Kakaoanteil.

 

Echt pfiffig, das Wort. Ohne Unterschiede bei den Mannschaften kannst Du nämlich nicht gewinnen. Haben wir ja gesehen. Du stehst rum, guckst nach hinten und wartest, dass einer früher müde wird als du. Ohne Besseren geht es nicht. Oder Schlechteren. Wie man’s nimmt. Anscheinend darf man das aber nicht so sagen.

 

Ich verstehe ja, dass wir normalen Menschen uns nicht ständig vergleichen sollen. Das macht unglücklich. So heißt es unter Achtsamen. Bei uns hört die sportliche Höchstleistung aber auch bei der Rolle rückwärts auf. Wir sollen uns gut fühlen. Nicht zum Nachbarn linsen. Mit dem schönen Garten und allem. Richtig sein. Wie bei den Eltern. Obwohl.

 

Aber die von der EM sind doch extra hierhin gereist. Hättens fast nicht rechtzeitig geschafft wegen der – ich nenne die Firma nicht, das bringt Unglück. Haben in Gelsenkirchen Barock gesucht, in Berlin Kleingeld fürs Taxi und in Köln nur Kölsch gekriegt. Die wollten die Besseren sein, wenn nicht die Besten. Ich schwör. Am Ende ist es auch so gekommen für die Unterschiedsspieler aus der spanischen Unterschicht beziehungsweise Oberliga.

 

Infos Jamal: wikipedia

Foto/Bearbeitung: Susanne

 

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Kommentare: 4
  • #1

    Elaine (Mittwoch, 17 Juli 2024 11:50)

    Mensch, bin ich begeistert! Unsere Susanne sinniert ueber Fussball! Da hat das jahrelange gezwungene Mitgucken im Urlaub doch was bewirkt. Und die Freundinnen sind dran Schuld.

  • #2

    Peter Müller (Donnerstag, 18 Juli 2024 12:18)

  • #3

    Susanne (Samstag, 20 Juli 2024 19:19)

    so kann's gehen liebe Elaine :) Aber Fußball ist ja außer mir völlig unverständlich auch hochinteressant.

  • #4

    Susanne (Samstag, 20 Juli 2024 19:21)

    Ich verstehe Dein Fragezeichen Peter Müller. Habe aber keine Antwort, außer vielleicht, dass der Text offenbar ungenau, wenn nicht sogar schlecht ist. Ich bleibe dran.